Leseprobe aus # 45: Leszek Stalewski

Some Time in Mozambique

Er delirierte, seine Lippen zitterten: »Es schmerzt und löst sich. Mein linkes Bein ist taub, doch mein rechter Fuß glüht. Mir ist warm und kalt zugleich, und das ist schön.«
     Die gehauchten Worte flossen durch ein Mikrophon zu den Wandlautsprechern des Beobachtungsraumes. Doktor Hannah nannte er mich nicht mehr, sprach niemanden mehr an, nur noch aus sich heraus.
Die Panzerglasscheibe zwischen dem Mann und mir rahmte sein Leiden zu einem grausamen Bild ein. Der Pilz würde bald aus dem Mann sprießen.
Leseprobe aus # 45: Thomas Grüter

Meine künstlichen Kinder spielen im Park

Wenn ein Reinigungsroboter gegen die Wand fährt und wie tot liegen bleibt, ist das ein Fall für den Reparaturdienst. Wenn er aber dabei »Hey ho Geronimo!«, brüllt und zwei gerade vorbeilaufende Wasserschürfer fast zu Tode erschreckt, ist das ein Fall für die Cybersecurity, und damit für mich.
EXODUS 45

13 neue Storys, coole Grafik und vieles mehr:

EXODUS 45 präsentiert dreizehn neue Storys, die wir für Sie ausgewählt haben. Bekannte Namen sind ebenso vertreten wie andere, die in der Szene bisher noch nicht in Erscheinung getreten sind, die aber – davon sind wir überzeugt – schon bald eine große Fangemeinde haben werden.

In der »Galerie« stellt Prof. Dr. Hans-Ulrich Keller den international renommierten Space-Art-Kunstmaler Michael Böhme vor.

 

Typ 4

von Nicole Hobusch

Seit etwa zwanzig Minuten beobachtete Zoe den Supermarkt. Das Gebäude sah aus wie eine verschmutzte Schuhschachtel. Die Wände grau, das Dach flach. Beim näheren Betrachten erkannte man loses Mauerwerk, ein Loch, eingeschlagene Fensterscheiben. Selbst die Graffiti waren verwittert. Eine dünne Pflanze, wahrscheinlich Efeu, kroch trotzig darauf zu. Dabei war der Boden hier verseucht. In ein paar Wochen würde das Ästlein abgestorben sein, braun und verschrumpelt, wie alles andere.

 

Auf Sendung

von Thomas Kolbe

Und hier sind wir wieder auf Hyperwelle 143,27. Euer Lieblingssender für den ganzen Raumsektor. Tipps und Tricks für alle Lebenslagen. Im Studio ist jetzt wie immer zu dieser Stunde Professor Dr. Dr. Dr. Brambonnock, unser Experte für Astrophysik, Quantenmechanik und den Hyperraum. Nebenbei Fachmensch für Lebensberatung und friktionsfreie Ernährung. Für alle Extraterrestrier: Stellt euren Übersetzer bitte so ein, dass das Hintergrundrauschen NICHT mit übersetzt wird. Vielen Dank.«
Leseprobe aus # 44: Ulf Fildebrandt

Marys Zimmer

von Ulf Fildebrandt

Obwohl die Raumstation sich weit im Leerraum befand, glich das Innere der Oberfläche eines Planeten. Die Erbauer des fünfzig Kilometer langen Rotationszylinders hatten auf der Innenseite eine täuschend echte Planetenoberfläche nachgebildet mit Wäldern, Seen, die manchmal die Größe von Meeren erreichten, und Städten.

     Die Wolken verdeckten die kilometerdicke Röhre, die als Ersatz für eine Sonne diente und Tag und Nacht schuf. Den Rest des Himmels füllte die weite Oberfläche der Station, die eine geschlossene Lebenssphäre darstellte.