Eine Fundgrube interessanter Ideen und Geschichten, Gedichten und Bildern. Auch wenn es den widrigen Umständen geschuldet ist, dass ich etwas länger zum Lesen brauchte, so habe ich es dennoch genossen. Zwölf Geschichten sind enthalten, die durchaus jeweils etwas Eigenes haben, mal mehr und mal weniger gefallen, trotzdem hinterlässt keine von ihnen Langweile. Zu meinen Favoriten gehörte „Im Käfig" von Klaus N. Frick, die zwar auf durchaus bekannten Motiven beruhte, aber in erfrischender Weise zum Nachdenken und auch zum Schmunzeln anregte.

Ein Menschenpaar als Zootiere auf einem fernen Planeten, doch die Herren des Zoos bleiben unerkannt. Was beweist, dass Big Brother ein universelles Konzept ist ... lässt das nur mich schaudern? „Nach der Ölpest" von Heidrun Jänchen ist ein gelungener Seitenhieb auf die Retter der Umwelt und den Umgang mit der Natur. Eine Manipulation von Mikroorganismen um der Umwelt zu helfen hat weitreichende Konsequenzen ... wird wirklich immer alles so gut durchdacht, wie es behauptet wird? Empfehlenswert finde ich auch „

Münchhausen - Planet mit leicht überwindbaren Zäunen" von Michael Tillmann. Auch hier ein altbekanntes Motiv, das Gefängnis und der dazugehörige Ausbruch. Angenehm düster wird hier dargelegt, dass man nicht immer das System austricksen kann, manchmal läuft es auch umgekehrt. Und nicht immer ist das Gras auf der anderen Seite des Zauns grüner... Ich sollte auch noch Michael K. Iwoleit erwähnen, dessen „Opinion Engineering" gar nicht mal so weit in der Zukunft liegen muss. Zeigt er uns doch, wie einfach es ist, anderen etwas einzureden und so einen Ruf zu zerstören. Doch diesmal gibt es ein paar ungeplante Einflüsse. Ich möchte nicht alle Autoren erwähnen, nur diese Auswahl, den Rest entdeckt der Leser am besten selbst ganz in Ruhe. Auch die geschickt eingestreuten Gedichte sollte man nicht verschmähen, sie runden die literarische Zusammenstellung gut ab. Die Illustrationen sind jeweils gut auf die Texte abgestimmt und kleine Leckerbissen. Dazu noch „Die Galerie" mit fünf Bildern von Thomas Franke aus seinem Zyklus „mundus parallelus – Die Akademie der Wissenschaftler nach der Planetesimalen Phaetonischen Katastrophe" und vielen anderen Werken ist sehenswert, mit einer Einführung von Wolfgang Jeschke. Alles in allem ein schönes und angenehm zu lesendes ... Heft? Buch? Ich weiß es nicht, macht aber auch nichts. 112 Seiten im Zeitschriftenformat sprechen durchaus für sich.

Bernd Meyer, in: Fandom Observer 285 / März 2013