Manfred Schneider

Gräfenroda, ein Ort am östlichen Rand des Thüringer-Waldes gelegen, hatte einen Bahnhof und - man staune: von hier aus sollen die berühmten Gartenzwerge ihren friedlichen Siegeszug um die Welt angetreten haben. Auch ich erblickte hier im Jahre 1938 das Licht der Welt. Nicht etwa als einer dieser modellierten Gipsgnome mit Zipfelmütze, sondern auf ganz natürliche Weise.

Ein Jahr später Umzug nach Geschwenda, einen kleineren Nachbarort – dieses mal ohne Bahnhof. Hier verbrachte ich in Wald, Feld und Flur eine glückliche Kindheit. Von dem damaligen Kriegsgeschehen war hier kaum etwas zu spüren. 1948 Aufbruch mit der Familie bei Nacht und Nebel – denn die Nachbarn durften davon nichts wissen – in den damals noch nicht »viel gelobten goldenen Westen« nach Papenburg an der Ems. Danach 1951 Umzug nach Holland, der Aufenthalt dort mit Erlernen der holländischen Schrift und Sprache, dauerte nur knapp zwei Jahre an, denn es ging wieder zurück nach Papenburg. Doch schon kurze Zeit später: ein erneuter Umzug nach Gelsenkirchen. Hier trat ich dann als 14jähriger Anfang März 53 am Schmelzofen eine Lehre als Glasbläser – bzw. Glasmacher – bei einem guten Lehrmeister an, meinem Vater. Dieser kleine Ausflug in meine Vergangenheit sollte genügen, denn ich soll ja etwas über meine Zeichner- und Maltätigkeit berichten.

Schon mein Lehrer in der holländischen Volksschule wurde auf meine Begabung, mit Buntstift, Farben und Pinsel umzugehen, aufmerksam, und die besten Schulnoten erhielt ich dann auch im Fach Zeichnen. Er schlug mir auch vor, später eine Kunstschule zu besuchen. Doch daraus wurde nichts mehr, da die Rückkehr nach Deutschland dies verhindert hat.In der Glasfabrik lernte ich einen etwa 10 Jahre älteren Maler und Anstreicher kennen, der nebenbei auf Bestellung sogenannte Ölschinken malte. Dieser legte den Arbeitskollegen einen Stapel Postkarten mit Landschaftsansichten vor, von denen sie sich ein Motiv aussuchten. Er ließ sich von den Bestellern – wenn sie es denn hatten – ein altes Stück Leinen geben und lieferte wenige Tage später das fertige Bild ab, eingerahmt in zugeschnittenen Gardinenleisten. In der elterlichen Wohnung hing dann auch so eine »Farbenpracht« in der Größe 60 mal 80 cm. Mir sagte er: »Versuch es doch auch mal – so schwer ist das nicht.«

Gesagt – getan. Ich kaufte mir Farbe, Pinsel, Keilrahmen und noch einige andere Utensilien und machte mich an die Arbeit. Als sich der Maler und Anstreicher Fritz meine ersten drei Machwerke ansah und ich ihn nach dem einen oder anderen Rat fragte, meinte dieser knapp. »Was soll ich dir für gute Ratschläge geben, du machst das ja besser als ich.«

In unserer Wohnung wurde sein Bild von der Wand genommen, und eines meiner Bilder schmückte von nun an das Wohnzimmer. So entstanden in meiner knappen Freizeit – damals gab es noch die 48 Stundenwoche und oft wurde auch Sonntags noch gearbeitet – von etwa 1955 bis 1958 in verschiedenen Größen etwa 30 dieser Bilder in Öl, die von Nachbarn und Bekannten oft nur zum Selbstkostenpreis – das Geld war damals noch knapp – abgekauft wurden. Aber das Malen war mein Hobby und es machte mir Spaß. Eine weitere Freizeitbeschäftigung, war schon früh – so im Alter von 9-10 Jahren – das Lesen von Westernromanen in dieser damals noch fernsehlosen Zeit. 1954-55 vermehrt der Wechsel zur SF-Literatur. Schon früh übten bunte, bildliche Darstellungen, zbs. Sammelbilder oder auch Comics und ebenso die Titelbilder dieser Hefte und Bücher – die damals massenhaft an Kiosken und Bahnhofsläden neben Zeitschriften aushingen – einen magischen Reiz auf mich aus und animierten mich zum Kauf dieser Lektüre. Natürlich konnte ich damals nicht ahnen, dass ich später einmal selbst solche Bilder malen, geschweige denn veröffentlichen würde. Doch ich verband das eine Hobby mit dem anderen und zeichnete fremde Planetenlandschaften und Raumschiffe. Anfangs noch mit Bleistift und Tusche.

Später dann erste Versuche mit Tempera-Farben Bilder zu malen. Ich versuchte die einzelnen Maltechniken von den Heftvorlagen nachzuahmen, zu ergründen. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich nie eine Zeichenschule besucht habe oder dass mir irgendwer jemals Einblick in Maltechniken gegeben hat. Ich habe mir all dies selbst angeeignet und bin, wenn Sie so wollen, ein Autodidakt. In Din A-3 Format entstanden so erste Covermotive.

Meine ersten drei Illustrationen erschienen dann etwa um das Jahr 1960 herum, in den damals beliebten »Utopia Großbänden«. 1971 erschien in den Kiosken eine neue SF-Serie mit dem Titel. SCIENC FICTION ZUKUNFTSROMAN – »Arn Borul von Stern zu Stern«. Die Nr. 1 hieß »Als der Fremde kam«. Ich kaufte mir auch die folgenden 2 Ausgaben und war doch etwas erstaunt über die recht einfach gestalteten Titelbilder. Ich schickte daraufhin einige meiner Bilder zu dem Verleger nach Köln und wurde prompt nach Köln eingeladen mit der Bitte, weitere Bilder mitzubringen. In der Folgezeit – die Serie hieß jetzt »Raumschiff Promet« – durfte ich die Titelbilder für die Nummern 22-26 und ab der Nr.35 bis zur Einstellung der Serie Nr. 65 allein anfertigen. Plus einiger Illustrationen.

1998 brachte dann der Blitz-Verlag diese Serie in Buchform unter der Titelbezeichnung »Raumschiff Promet Classic« heraus, man erinnert sich an mich und so durfte ich dann auch dort die Titelbilder plus ca.50 Innenillustrationen anfertigen. Zwischenzeitlich erschienen einige Cover und Illustrationen bei anderen Verlagen. Später dann auch einige Western-Motive und ca. 35 SF-Motive für den Mohlberg-Verlag.

Heute versuche ich, vermehrt am PC ältere Bilder zu überarbeiten, oder auch neue Bilder ganz mit Malprogrammen zu gestalten. Versuche allerdings, die Motive farblich so zu bearbeiten, dass diese sich von handgemalten kaum unterscheiden und somit der Eindruck eines gemalten Bildes erhalten bleibt. – Und nicht, wie es heutzutage von einigen Covergestaltern gehandhabt wird, die vorgefertigte Bildvorlagen, Dateien oder auch Fotos benutzen, diese am Computer bearbeiten und zu einem fertigen Bild zusammenfügen.

 

Folgende Beiträge wurden exklusiv von ihm für EXODUS illustriert:

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