Soeben für den Kurd-Laßwitz-Preis 2025 nominiert:

 

Slide Machine

von Maria Orlovskaya

Wir waren ein und dieselbe Person. Gebunden an dieselben Prinzipien. Perfekt füreinander geschaffen.«

      Jesse rutschte nervös auf dem reich verzierten Sofa hin und her. Der Salon ihrer besten Freundin Regina roch nach runzligem, alten Holz. Nach Weisheit.

      »Und du bist dir sicher, dass ... Alec es auch so gesehen hat?«, fragte Regina und sah Jes-se mit leuchtenden Augen an. Augen so grün wie frische Grashalme, die sich gern durch die Fugen von Kinderhänden schnitten.

      »Wenn es nicht so wäre, könnte ich gar nicht reisen. Nichts von dem wäre möglich, verstehst du? Ich würde nicht einmal hier sitzen.« Sie schaute sich um, betrachtete die expressionistischen Gemälde, den Esszimmertisch und die alte, schwere Obstschale, die darauf stand. 

Soeben für den Kurd-Laßwitz-Preis 2025 nominiert:

 

Wichtig ist nur, was die Leute glauben

von Christian Endres


Ich wusste lange nicht, dass es in unserer Gegend einen alten unterirdischen Bunker gibt.

      Jetzt gehört es für mich zum Alltag, regelmäßig zu genau diesem Bunker zu fahren. Würde ich das nicht tun, könnte ich Dinge wie die Monatsmiete, den Wocheneinkauf oder die quartalsmäßige Stromrechnung mit meinem normalen Job als Fahrradkurierin in der Stadt kaum stemmen.

Soeben für den Kurd-Laßwitz-Preis 2025 nominiert:

 

Das weiße Zelt

von Michael Schneiberg

Ich denke, wir waren eine ziemlich normale Familie. Nachdem meine Eltern Frank und Eva ihren großstädtischen Zyklus von Studentenleben, Zwei-Zimmer-Wohnung, Berufseinstieg und zögerlicher, aber letztlich überzeugter Familiengründung durchlaufen hatten, ließen sie sich in einer frisch sanierten Reihenhaussiedlung aus den 30er-Jahren in Köln-Nippes nieder. Mitten zwischen Menschen gleichen Schlages, linksbürgerliche, kritische Beobachter der Welt, mit einer Sehnsucht nach guter Nachbarschaft und dem Willen, eine richtige Entscheidung an die andere zu reihen.

Der Deutsche Science-Fiction-Preis 2024 für die »Beste deutschsprachige Kurzgeschichte«

geht an:
»Nicht von dieser Welt« von Aiki Mira, erschienen in »Nova 32«, p.machinery,

nova32

Die weiteren Platzierungen:
2. Platz: »Die Frau in der Wand« von Michael Schneiberg (EXODUS 47),
3.Platz: »Unterschied« von Jol Rosenberg, erschienen in »Queer*Welten 10«,

Der Zähler und der Monolith

von Wolf Welling

Der Auftrag

Ich hatte dem Amt erklärt, dass dies mein letzter Auftrag sein würde. Schließlich hatte ich im Alter von einhundertzwanzig Jahren meine Pensionsgrenze erreicht. Irgendwann ist es mal genug.

      Es ging in diesem Fall um Folgendes: Ich sollte das merkwürdige Verschwinden einer ganzen Kolonie auf dem Planeten Monolithos aufklären. Dort seien Gebäude, Werkzeuge, Fahrzeuge, Sendemasten und so weiter, alles Materielle vorhanden, nur die Menschen seien verschwunden, »so um die dreihundert« (Ich hasse solche Ausdrücke wie »so um«, »circa«, »irgendwie«, »oder so« – alles Ausdrücke verschwommenen Denkens).