Typ 4

von Nicole Hobusch

Seit etwa zwanzig Minuten beobachtete Zoe den Supermarkt. Das Gebäude sah aus wie eine verschmutzte Schuhschachtel. Die Wände grau, das Dach flach. Beim näheren Betrachten erkannte man loses Mauerwerk, ein Loch, eingeschlagene Fensterscheiben. Selbst die Graffiti waren verwittert. Eine dünne Pflanze, wahrscheinlich Efeu, kroch trotzig darauf zu. Dabei war der Boden hier verseucht. In ein paar Wochen würde das Ästlein abgestorben sein, braun und verschrumpelt, wie alles andere.

 

Auf Sendung

von Thomas Kolbe

Und hier sind wir wieder auf Hyperwelle 143,27. Euer Lieblingssender für den ganzen Raumsektor. Tipps und Tricks für alle Lebenslagen. Im Studio ist jetzt wie immer zu dieser Stunde Professor Dr. Dr. Dr. Brambonnock, unser Experte für Astrophysik, Quantenmechanik und den Hyperraum. Nebenbei Fachmensch für Lebensberatung und friktionsfreie Ernährung. Für alle Extraterrestrier: Stellt euren Übersetzer bitte so ein, dass das Hintergrundrauschen NICHT mit übersetzt wird. Vielen Dank.«

Die Grenze der Welt

von Aiki Mira

Ein Mega-Body-Extender der Kategorie Super Shell! Kats Herz macht einen Sprung, ihre Kehle gibt ein Krächzen von sich. Das ist echte Wiedersehensfreude. Vor ihr erhebt sich ein komplexes Konstrukt aus Elektronik, Pneumatik, Hebeln, Hydraulik und Panzer. Das von Elektromotoren angetriebene Mensch-Maschine-System ist fast zwanzig Meter hoch und wiegt eine Tonne. Ein Fahrstuhl bringt Kat bis nach ganz oben. Im zwei Meter breiten Visier des Monsters verbirgt sich das Cockpit. Darin wartet ein zweites, inneres Skelett, das sich wie von selbst um Kats knochigen Körper legt. Es stützt Schulter, Taille und Oberschenkel und ist mit dem Skelett der Super Shell verkabelt. Mühelos schmiegt sich Kats Menschenkörper in die riesigen, pneumatischen Polster. Sobald sie drin ist, fühlt sie sich komplett, ganz sie selbst – endlich vollkommen!

Leseprobe aus # 44: Ulf Fildebrandt

Marys Zimmer

von Ulf Fildebrandt

Obwohl die Raumstation sich weit im Leerraum befand, glich das Innere der Oberfläche eines Planeten. Die Erbauer des fünfzig Kilometer langen Rotationszylinders hatten auf der Innenseite eine täuschend echte Planetenoberfläche nachgebildet mit Wäldern, Seen, die manchmal die Größe von Meeren erreichten, und Städten.

     Die Wolken verdeckten die kilometerdicke Röhre, die als Ersatz für eine Sonne diente und Tag und Nacht schuf. Den Rest des Himmels füllte die weite Oberfläche der Station, die eine geschlossene Lebenssphäre darstellte.

Leseprobe aus # 43: Moni Schubert

Department for Special Purposes

von Moni Schubert

(1955) (...) An diesem Abend konnte Jake kaum einschlafen. Die Bilder von den Außerirdischen, dem UFO und dem Nachtsichtgerät wirbelten in seinem Kopf durcheinander. Dazwischen tauchte Superman auf, der über Macs Felder flog. Langsam verformte sich dessen muskulöser Körper, wurde kleiner und schmächtiger. Arme und Beine zogen sich in die Länge.
Leseprobe aus # 43: Thomas Grüter

Meine künstlichen Kinder

von Thomas Grüter

Das Türschloss erkannte mein Gesicht nicht mehr und wies auch meinen Daumenabdruck zurück. »No match«, behauptete der kleine Bildschirm in der Tür meines Appartements. Genervt hielt ich den linken Unterarm mit dem ID-Chip gegen den Sensor. Auf dem Bildschirm erschien eine Textzeile. »Sag ›bitte!‹«
     Ich hatte keine Wahl, als mitzuspielen. »Bitte, lasst mich rein!«, sagte ich. Gnädig öffnete sich die Tür. Eine Fanfare erklang.