Im Literatur-Blog bemerkt Werner Karl zu Exodus 30

Täterätääääää! Nicht nur, das die 30. Ausgabe von Exodus eine richtig „runde Nummer“ ist, nein, sie ist gleichzeitig auch die Jubiläums-Ausgabe zum 10-jährigen Bestehen des Magazins. Und um dem Ganzen eine wohlverdiente Krone aufzusetzen, haben sich die Herausgeber etwas besonders einfallen lassen:

Diese Nummer ist ein Themenband Revival-SF, Retro-Futurismus und Steampunk. Sozusagen Back-to-the-roots; natürlich ist Steampunk als Strömung der Neuzeit schon an sich eine Verneigung vor der goldenen Ära der Science-Fiction. 

Und es wäre nicht Exodus, wenn man sich nicht konsequent auch bei der Wahl des Titelbildes und des Galerie-Künstlers dieses Themas zugewandt hätte. Die farbigen Arbeiten auf dem Cover und Backcover stammen aus der Hand des Schweizer Künstlers Pierangelo „Angelo“ Boog, der auf Seite 62 samt Werkdaten leider nur kurz vorgestellt wird. Vielleicht finden wir ihn ja selbst mal als Galerie-Künstler in einer der nächsten Ausgaben. 

Die aktuelle Galerie bestreiten Arbeiten von Rudolf Sieber-Lonati (1924 – 1990), der über beinahe 40 Jahre lang Bestandteil der Zeichner-Szene für Leihbücher, Heftreihen und Taschenbüchern war. Und das für Verlage wie Pabel (Utopia; div. Reihen, Mark Powers), Kelter (Gemini), aber auch für andere Genre, wie z.B. Fledermaus-Krimi, Butler Parker und noch einige mehr. Schade finde ich, dass gerade ein anspruchsvolleres Bild (siehe S. 68) vermutlich unveröffentlicht blieb.

Natürlich darf es nicht an entsprechenden Kurzgeschichten fehlen. Wieder sind 12 im Magazin:

  • Martin Beckmann – »Die Lem-Variable« (hmm… eine X … durch Y …, leider nicht neu, aber passend im Stil zum Thema)
  • Helmut Ehls – »Am Set von DER SCHATZ IM SILBERKANAL« (amüsant, mit vielen Szene-Verweisen)
  • Matthias Falke – » … Entführung der Lokomotive Emma« (leidet leider an akuter Adjektivitis – evtl. vom Autor beabsichtigt – und einem Lieblingswort. Der Sinn der Geschichte? Etwa Emma aus „Jim Knopf und die Lokomotive“?)
  • Ulf Fildebrandt – »Verborgenes Erbe« (ein fast perfektes Beispiel für Retro-Futurismus; sehr gut)
  • Thomas Franke – »Saudade« (einige Schachtelsätze – z.B. mit 49 oder gar 57! Wörtern – nehmen der guten Story ein wenig vom Lesevergnügen)
  • Hartmut Kasper – »Der Grüne Jademond« (äh, ja. Da hab ich den Sinn der Story nicht verstanden, sorry)
  • Olaf Kemmler – »Ein Koffer voller Gedanken« (tja, manche Gedanken oder Ideen sind wirklich gefährlich …)
  • Steffen König – »Titans Flüstern« (wieder mal das Erwecken Millionen Jahre alter Schrecken. Warum die immer nur so verdammt lange warten, bis sie über uns herfallen, tststs )
  • Thorsten Küper – »Grosvenors Räderwerk« (auch diese Story hat das Potential zu einer Novelle)
  • Frank Neugebauer – »Milch für den Schlangenkönig« (nett, vielleicht ein wenig zu moralistisch)
  • Philip Schwarz – »Wolkenreiter« (hat mir gut gefallen; aber zu kurz. Wirkte für mich wie das 1. Kapitel einer Novelle oder eines Romans … was ja auch nicht schlecht wäre; her damit!)
  • Arnold Spree – »Das SCHÄUBLE« (skurril, sehr lustig, voller Nerd-Insider-Witze, leider ohne Schluss)

Dazu 8x Lyrik, 2x farbige Comics (beide kurz, prägnant und für uns Menschen leider unerfreulich) und zum Abschluss ein Essay von Heinz Wipperfürth: Retro-Futurismus oder: Die Antiquiertheit der Moderne, in der er
uch Auswirkungen dieses Trends auf andere Medien (Musik und Film) behandelt.

Wie schon oben erwähnt: eine richtig runde Nummer. Dazu sollte man – wieder mal – betonen, dass man die Anzahl auch nur annähernd vergleichbarer – und gedruckter – Magazine in Deutschland an einer Hand abzählen kann. Da bleibt mir nur zu sagen: weiter so!

Copyright © 2013 by Werner Karl