Leseprobe

  • ... Leseprobe EXODUS 39

    Leseprobe aus # 39: Jacqueline Montemurri

    KOLOSS AUS DEM ORBIT
     
    Jacqueline Montemurri
     

    Sie erklommen einen Hang und traten in das diffuse Licht des Waldes ein. Dysti lief Schweiß von der Stirn. Belau hielt den Elektrostab noch immer sehr nah an ihrem Hals. Sie überlegte, ob sie ihm zwischen die Beine treten sollte. Doch der Mann hatte sie so eng an sich gezogen, dass sie keine Chance hatte, ihn dort zu treffen, wo er empfindlich war. Und als könne er ihre Gedanken lesen sagte er an Xell gewandt: »Menschen können sich reproduzieren. Maschinen nicht.«

  • EXODUS 39 - Leseprobe #1

    Leseprobe aus # 39: Victor Boden

    SpaceLife im Bauch des Weltraum-Leviathans
    – auf dem Weg in die Neue Welt.
     
    Hong zog eine Waffe aus ihrem Gürtel und zielte damit symbolisch auf den Planeten. Matheo wartete auf einen weiteren Kommentar, doch Hong schien ihre Eroberungspläne vorerst für sich zu behalten. Schließlich drehte sie sich um und reichte ihm die Waffe.
  • Leseprobe aus # 42: Gabriele Behrend

    Leseprobe aus # 42: Gabriele Behrend

     

    ALLES EINE FRAGE DER EINSTELLUNG

    von Gabriele Behrend

     

    wenn man nicht weinen kann, soll Lachen helfen. Ich bin mir nicht sicher, womit ich es versuchen soll. – Aber interessiert es Sie überhaupt, Monsieur? Interessieren Sie die näheren Umstände meines Zustandes? Überlegen Sie Ihre Antwort gut. Sie wissen, ich bin die Herrin dieses Reiches. Es  ist klein, aber uns wird niemand stören. Zerren Sie ruhig an Ihren Fesseln, die sind fest. Die bekommen Sie nicht los.«

  • Leseprobe aus # 42: Lisa Jenny Krieg

    Leseprobe aus # 42: Lisa Jenny Krieg

     

     NOTIZEN ZUR BEOBACHTUNG VON SCHILDKRÖTEN NACH EINER BRUCHLANDUNG

    von Lisa Jenny Krieg

     

    Eintrag 1, Datum unbekannt, Tag 3
     
    Esgibt zu viel Licht hier. Es ist zu hell. Das Meer ist zu blau, die Palmen zu grün, der Sand zu gelb. Die Sonne zu grell. Meine Augen vertragen diese Farben nicht. Selbst nachts, mit geschlossenen Augen, sehe ich die Sonne. Wenn sie mich irgendwann finden – falls sie mich irgendwann finden –, bin ich hier bestimmt bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
  • Leseprobe aus # 42: Olaf Lahayne

    Leseprobe aus # 42: Olaf Lahayne

     

     SCHWARMVERHALTEN

    von Olaf Lahayne

     

    Ginge es ruhiger her imCafé d’Abeilles, so würde womöglich irgendwer das Knirschen, Knacksen und Knistern in der Decke noch rechtzeitig registrieren. So aber wird es übertönt vom Geplapper der Gäste, vom Geklapper des Geschirrs, vom Surren der Klimaanlage, vor allem aber vom Gejohle, das die gerade laufende Sportübertragung begleitet. Selbst als an einem Ecktisch auf das Kokos-Schoko-Eis eines Gastes einige Kalkbrösel niederrieseln, bleibt dies unbemerkt; es sind gerade noch der Geschmacks- und der Tastsinn des Eiskonsumenten, die sich mit seiner Mahlzeit befassen.

  • Leseprobe aus # 42: Thomas Kolbe

    Leseprobe aus # 42: Thomas Kolbe

     

    NACHTSCHICHT

    von Thomas Kolbe

    Erst die Hälfte der Schicht um. Und ich bin schon so müde. Gestern den normalen Dienst auf der Station, Visiten, Krankenakten auf den neuesten Stand bringen und der übliche Verwaltungskram. Und dann gleich im Anschluss die Nachtschicht. Eigentlich habe ich sonst nichts dagegen. Meist ist nicht viel los. Zeit zum Nachdenken. Aber jetzt ist erst einmal Zeit für einen Kaffee. Mal sehen, was der Nahrungssyntho so fabriziert.

  • Leseprobe aus # 43: Aiki Mira

    Leseprobe aus # 43: Aiki Mira

    Vorsicht Synthetisches Leben!

    von Aiki Mira
    nominiert für den Kurd-Laßwitz-Preis 2022!

     

    Am Morgen meines 40. Geburtstags schloss ich mich im Badezimmer ein und pinkelte im Stehen. Die Tür verriegelte ich manuell. Eigentlich war das die Aufgabe unseres Smart-Home-Systems. Doch sonn-tags reagierte die KI nicht auf mich, sondern ausschließlich auf Claire – meine Frau. Bevor ich es verhindern konnte, sprang die Tür auf, weil Claire sich ihr näherte. Mit einer Hand und einem Fuß drückte ich dagegen, was nur funktionierte, weil ich geübt darin war und unser Badezimmer etwa die Größe eines begehbaren Schranks hatte. Claire rüttelte trotzdem an der Klinke.

  • Leseprobe aus # 43: Moni Schubert

    Leseprobe aus # 43: Moni Schubert

    Department for Special Purposes

    von Moni Schubert

    (1955) (...) An diesem Abend konnte Jake kaum einschlafen. Die Bilder von den Außerirdischen, dem UFO und dem Nachtsichtgerät wirbelten in seinem Kopf durcheinander. Dazwischen tauchte Superman auf, der über Macs Felder flog. Langsam verformte sich dessen muskulöser Körper, wurde kleiner und schmächtiger. Arme und Beine zogen sich in die Länge.
  • Leseprobe aus # 43: Norbert Stoebe

    Leseprobe aus # 43: Norbert Stoebe

    Das Ding

    von Norbert Stöbe

    nominiert für den Kurd-Laßwitz-Preis 2022!

     

    Erwin gab einen Laut von sich, der wie Schluckauf klang. Das bedeutete, es gab Post. Mit sirrenden Schritten tappte er zur Tür, um nachzusehen, was in der Postbox gelandet war. Karlo hatte den Eindruck, der Bot nicke rhythmisch mit seinem weißen, blauäugigen Kopf, wie ein betagter Hausdiener aus vorelektronischer Zeit.
  • Leseprobe aus # 43: Thomas Grüter

    Leseprobe aus # 43: Thomas Grüter

    Meine künstlichen Kinder

    von Thomas Grüter

    Das Türschloss erkannte mein Gesicht nicht mehr und wies auch meinen Daumenabdruck zurück. »No match«, behauptete der kleine Bildschirm in der Tür meines Appartements. Genervt hielt ich den linken Unterarm mit dem ID-Chip gegen den Sensor. Auf dem Bildschirm erschien eine Textzeile. »Sag ›bitte!‹«
         Ich hatte keine Wahl, als mitzuspielen. »Bitte, lasst mich rein!«, sagte ich. Gnädig öffnete sich die Tür. Eine Fanfare erklang.
  • Leseprobe aus # 44: Aiki Mira

    Platz 1: »Beste deutschsprachige Kurzgeschichte« 2023 beim Deutschen Science Fiction Preis
    Platz 2: »Beste deutschsprachige Erzählung« 2023 beim Kurd-Laßwitz-Preis 2023

     

    Die Grenze der Welt

    von Aiki Mira

    Ein Mega-Body-Extender der Kategorie Super Shell! Kats Herz macht einen Sprung, ihre Kehle gibt ein Krächzen von sich. Das ist echte Wiedersehensfreude. Vor ihr erhebt sich ein komplexes Konstrukt aus Elektronik, Pneumatik, Hebeln, Hydraulik und Panzer. Das von Elektromotoren angetriebene Mensch-Maschine-System ist fast zwanzig Meter hoch und wiegt eine Tonne. Ein Fahrstuhl bringt Kat bis nach ganz oben. Im zwei Meter breiten Visier des Monsters verbirgt sich das Cockpit. Darin wartet ein zweites, inneres Skelett, das sich wie von selbst um Kats knochigen Körper legt. Es stützt Schulter, Taille und Oberschenkel und ist mit dem Skelett der Super Shell verkabelt. Mühelos schmiegt sich Kats Menschenkörper in die riesigen, pneumatischen Polster. Sobald sie drin ist, fühlt sie sich komplett, ganz sie selbst – endlich vollkommen!

  • Leseprobe aus # 44: Nicole Hobusch

     

    Typ 4

    von Nicole Hobusch

    Seit etwa zwanzig Minuten beobachtete Zoe den Supermarkt. Das Gebäude sah aus wie eine verschmutzte Schuhschachtel. Die Wände grau, das Dach flach. Beim näheren Betrachten erkannte man loses Mauerwerk, ein Loch, eingeschlagene Fensterscheiben. Selbst die Graffiti waren verwittert. Eine dünne Pflanze, wahrscheinlich Efeu, kroch trotzig darauf zu. Dabei war der Boden hier verseucht. In ein paar Wochen würde das Ästlein abgestorben sein, braun und verschrumpelt, wie alles andere.

  • Leseprobe aus # 44: Thomas Kolbe

     

    Auf Sendung

    von Thomas Kolbe

    Und hier sind wir wieder auf Hyperwelle 143,27. Euer Lieblingssender für den ganzen Raumsektor. Tipps und Tricks für alle Lebenslagen. Im Studio ist jetzt wie immer zu dieser Stunde Professor Dr. Dr. Dr. Brambonnock, unser Experte für Astrophysik, Quantenmechanik und den Hyperraum. Nebenbei Fachmensch für Lebensberatung und friktionsfreie Ernährung. Für alle Extraterrestrier: Stellt euren Übersetzer bitte so ein, dass das Hintergrundrauschen NICHT mit übersetzt wird. Vielen Dank.«
  • Leseprobe aus # 44: Ulf Fildebrandt

    Leseprobe aus # 44: Ulf Fildebrandt

    Marys Zimmer

    von Ulf Fildebrandt

    Obwohl die Raumstation sich weit im Leerraum befand, glich das Innere der Oberfläche eines Planeten. Die Erbauer des fünfzig Kilometer langen Rotationszylinders hatten auf der Innenseite eine täuschend echte Planetenoberfläche nachgebildet mit Wäldern, Seen, die manchmal die Größe von Meeren erreichten, und Städten.

         Die Wolken verdeckten die kilometerdicke Röhre, die als Ersatz für eine Sonne diente und Tag und Nacht schuf. Den Rest des Himmels füllte die weite Oberfläche der Station, die eine geschlossene Lebenssphäre darstellte.

  • Leseprobe aus # 45: Leszek Stalewski

    Leseprobe aus # 45: Leszek Stalewski

    Some Time in Mozambique

    Er delirierte, seine Lippen zitterten: »Es schmerzt und löst sich. Mein linkes Bein ist taub, doch mein rechter Fuß glüht. Mir ist warm und kalt zugleich, und das ist schön.«
         Die gehauchten Worte flossen durch ein Mikrophon zu den Wandlautsprechern des Beobachtungsraumes. Doktor Hannah nannte er mich nicht mehr, sprach niemanden mehr an, nur noch aus sich heraus.
    Die Panzerglasscheibe zwischen dem Mann und mir rahmte sein Leiden zu einem grausamen Bild ein. Der Pilz würde bald aus dem Mann sprießen.
  • Leseprobe aus # 45: Thomas Grüter

    Leseprobe aus # 45: Thomas Grüter

    Meine künstlichen Kinder spielen im Park

    Wenn ein Reinigungsroboter gegen die Wand fährt und wie tot liegen bleibt, ist das ein Fall für den Reparaturdienst. Wenn er aber dabei »Hey ho Geronimo!«, brüllt und zwei gerade vorbeilaufende Wasserschürfer fast zu Tode erschreckt, ist das ein Fall für die Cybersecurity, und damit für mich.
  • Leseprobe aus # 47: Dieter Korger

    Gondwana Skyway

    Die Kiste fiel wie ein massiver Stein. Charlie sah noch, wie sie sich in der Luft überraschend drehte. Der beschädigte Würfel aus Plastikimitat rutschte in demselben Moment aus der Styroporbox heraus, als sich die darin verstauten Reagenzgläser davonmachten. Dass sie aus robustem Kalknatronglas bestanden, änderte nichts am vorhersehbaren Ergebnis. Die Kiste raste aus rund einhundert Metern Höhe im freien Fall der Meeresoberfläche entgegen. Ihr Inhalt – milchige Flüssigkeit, Staubproben sowie in Flüssigkeit gelöste Staubpartikel – würde binnen Sekunden hart aufschlagen und im Atlantik versinken.
          Was danach passierte, war Charlie ziemlich egal. Sein Bewusstsein schwand.

  • Leseprobe aus # 47: Michael Schneiberg

    Die Frau in der Wand

     
    Das erste Mal sprach mich Lisa an, als ich Krebse zerquetschte.
          »Meinst du, das tut ihnen weh?« Ihre Stimme stand mitten im Raum, kühl und spröde.
          Ich sah zum Blocker an der Wand. Die Kontrolllampen des kleinen Kastens flackerten in einem beruhigenden Grün. »Scheiße …« Ich sah mich aufmerksam um. Alles schien stabil, ich konnte keine Schwachstelle in den Cancelling-Interferenzen des Blockers sehen. Die visuelle Abschirmung funktionierte. Aber wie war das Audiosignal durchgekommen?
  • Leseprobe aus # 47: Peter Schattschneider

    Genesis Reloaded

    von Peter Schattschneier

    Guten Tag. Sie sprechen mit Alice, dem Voice-Bot von Graf Alfred Merhan. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht. Wir melden uns.« --- »Hallo, Alice!  Hier spricht Wei Lin, die Liefersoftware von Cheap’nfaster Inc., Wuhan, China. Du hast ein Produkt mit der Katalognummer 271828-18284, das vor zwei Wochen an deine Adresse zugestellt wurde, noch nicht bezahlt. Es wäre nett, wenn du das in den nächsten Tagen erledigen könntest.«

  • Leseprobe aus # 47: Victor Boden

    Der Garten

    Owen verfluchte den bevorstehenden Tag, noch bevor er die Augen offen hatte. Zwei Minuten später war er unter der Dusche und zehn Minuten später zwängte er sich im dicken Thermoanzug und mit übergezogener Atemmaske durch die Tür nach draußen.
          Er fluchte abermals, weil ihm gestern der gewohnte Gratschtee ausgegangen war, der seinem Kreislauf normalerweise den allmorgendlichen Tritt verpasste, um den Tag überleben zu können. Owen fluchte ohne Pause weiter, er verfluchte den verdammten Planeten mit seiner ewigen Kälte, er verfluchte das seit Tagen herrschende Schneetreiben, das ihn mittlerweile knietief einsinken ließ, er verfluchte seine Eltern, die ihn ungefragt in diese Eiswelt geboren hatten, er verfluchte die ungenießbare Atmosphäre, er verfluchte das gesamte Kolonisierungsprojekt und all die Raumschiffe, die nie kamen, um sie wieder von hier wegzuholen, er verfluchte das Universum, das die Menschen nur hervorgebracht hatte, um sie terrorisieren zu können, und er verfluchte die Aliensteine und die Erleuchteten, die überhaupt schuld an allem waren.