»AmeriKKan GotiK« - neue Erzählungen von Markus K. Korb

»Die schwarze Seite des amerikanischen Traums«

Ich mag Horror gar nicht. So überhaupt gar nicht. Wenn das Gruselformat im Fernsehen läuft, schalte ich sofort weiter. In der Videothek mache ich um die DVDs einen großen Bogen. Über das Textformat brauchen wir uns eigentlich gar nicht zu unterhalten. Während Stephen King meine Frau nächtelang wachgehalten hat, trieb er mich bereits nach drei Zeilen in den Schlaf.
Und nun halte ich diese Textsammlung mit dem seltsamen Titel »AmeriKKan GotiK«, frisch aus dem eBook-Compiler, in den Händen und denke: »Oh Dear Lord!«. Sagen wir schlicht, ich halte das Spiel mit der Orthographie für unnötig.

Aber Markus K. Korb hat mich eines Besseren belehrt. Kurz gesagt, seine Geschichten sind großartig. In diesem Band kreisen alle Geschichten, unschwer am Titel zu erkennen, um das Thema Amerika und seine Historie und Kultur. Mit jeder Geschichte nimmt sich Korb eines der vielen Themen an, die an den USA so prägnant sind: Rassismus, Einwanderung, Religion, Vorurteile, Popkultur.

Fehlstart ins Atomzeitalter

Heinz J. Galle mit weiterem interessantem Titel bei DvR

Ich erinnere mich daran, dass es in einem unserer Bücher in der Grundschule auf der letzten Seite zwei Illustrationen über Städte der Zukunft gab. Diese haben mich immer besonders fasziniert. Soweit ich weiß, war Atomenergie in meiner Kindheit in den Siebzigern kein großes Thema. In den Achtzigern wurde es wieder eins. Rückblickend kann ich sagen, dass ein Geist des Aufbruchs, eine Hoffnung auf endgültige Erlösung durch Technik Anfang der Siebziger immer noch spürbar war. Im Jahrzehnt danach ging er gründlich verloren.

Als ich irgendwann erfahren habe, wie lang der Atommüll nach dem Gebrauch noch strahlt, war ich regelrecht entsetzt und bin schlagartig zu einem Atomkraftgegner geworden. Womit ich auf der Höhe der Zeit meiner Generation war. Und es war mir unbegreiflich, wie die Menschen jemals so eine Dummheit begehen konnten. Ich ahnte wohl, dass es zu einer bestimmten Zeit einen politische Willen gegeben hatte, dass es eine Angst gegeben hatte, nicht am Fortschritt teilhaben zu können, aber dennoch blieb es mir ein Rätsel.

Zwischenzonen

Kurzgeschichtensammlung von Wolf Welling

Was Wellings Kurzgeschichten auszeichnet, ist die Betrachtung von Science Fiction Themen aus einer sehr menschlichen Perspektive. Es sind die subjektiven Erfahrungen der Menschen, ihr Gefühlsleben und ihre Gedanken, die im Vordergrund stehen. Dabei ist Welling keinesfalls der Tradition der New Wave zuzurechnen, denn bis auf wenige Ausnahmen bilden durchaus harte Wissenschaft und Technik die Grundlage, auf der die Geschichten aufgebaut werden.

Haben Sie vielleicht schon mal davon gehört, dass subatomare Teilchen nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort existieren? Sie befinden sich tatsächlich in einer undefinierten Superposition. Richtig, es handelt sich um Heisenbergs berühmte Unschärferelation. Was würde es bedeuten, wenn das auch auf den Makrokosmos zuträfe, auf unser Leben? Kann man gleichzeitig tot und lebendig sein? In »Die Katze Schrödinger« gibt uns Welling eine Antwort.

Einen zum Tode verurteilten, perversen Mörder gibt Welling in »Target No. 9« (Erstveröffentlichung in EXODUS 29) die Chance, sein Leben etwas zu verlängern, allerdings in Form einer fliegenden Bombe, mit der islamistische Terroristen empfindlich getroffen werden sollen.

Einen melancholischen Anstrich hat die Geschichte »Venezia muore« (Erstveröffentlichung in EXODUS 28). Der Meeresspiegel ist gestiegen und Venedig versinkt und verfällt zusehends. Während alle Bewohner die Stadt längst verlasen haben, ist Aschenbach hierhergezogen, um gemeinsam mit der Lagunenstadt zu sterben. Gelegentlich läuft ihm eine attraktive Frau über den Weg, die ebenfalls hier wohnt. Aber keiner der beiden hätte ein Interesse an einer näheren Bekanntschaft. Als sie ihn an ihrem Geburtstag zu einem Drink einlädt, finden sich beide plötzlich in einem alternativen, einem sehr lebendigen Venedig wieder. Diese Geschichte ist weniger Science Fiction, sondern eher allgemein Phantastik. Welling beweist hier, dass er auch diese brillant zu schreiben versteht.

Neue Kurzgeschichtensammlung von Erik Simon

»Zeitmaschinen Spiegelwelten«

Erik Simon ist ein Autor, der die Science Fiction Szene der DDR nicht unwesentlich mitbestimmt hat und Gott sei Dank auch heute noch aktiv ist. Die vorliegende Kurzgeschichtensammlung ist in drei Abteilungen gegliedert. In einer wird das traditionsreiche Thema Roboter und Maschinen behandelt. So alt das Thema auch ist, der Leser wird hier von Simon dennoch überrascht und auch zum Schmunzeln gebracht.

In der zweiten Abteilung gibt es anspruchsvolle Alternativweltentwürfe, teilweise in Briefform oder als fiktiver Vortrag.

In der dritten Abteilung schließlich geht es um Zeitreisen und anderen Paradoxa. Diese Geschichten sind besonders unterhaltsam und zugleich philosophisch. Dialoge voller Witz und Geist zeigen uns auf vergnügliche Art, welches Potenzial Science Fiction hat.

»Zeitmaschinen Spiegelwelten« ist der 4. Band von Simon´s Fiction - der Werkausgabe von Erik Simon. Einige der Erzählungen, Gedichte und Alternativhistorien liegen mit diesem Band erstmals auf deutsch vor.

Von Aftersteg bis Zipfeldobel

Kuriose Ortsnamen in Südbaden

Zugegeben: absolut nicht unser Thema! Da EXODUS-Herausgeber René Moreau bekanntermaßen jedoch ein großer Freund des »Badischen Ländles« ist, kommt er nicht umhin auf diesen recht informativen und höchst unterhaltsamen Buchtitel hinzuweisen. Zumal der Autor, Hans Jürgen Kugler, aus »unseren Reihen« stammt.

Lust auf eine Aha-Erlebnis in Südbaden? Dann reisen Sie doch genau dorthin - in die Ortschaft Aha am Schluchsee nämlich, deren Name allerdings nicht auf den spontanen Ausruf, sondern vielmehr auf ihre wasserreiche Umgebung zurückzuführen ist. Dies und viele andere Kuriositäten erfährt man in Hans Jürgen Kuglers überraschendem, informativem und dabei echt unterhaltsamen Buch, in dem die ungewöhnlichsten Ortsnamen Südbadens zusammengetragen und fachkundig erläutert sind. Von Aftersteg - ein Name, wie der Autor feststellt, »den man sich vielleicht nicht unbedingt auf der Zunge zergehen lassen mag« - bis Zipfeldobel präsentiert Kugler Interessantes und Vergnügliches, Wahres und  Erfundenes, denn auch allerlei Mutmaßungen zur Namensgebung werden angeführt - allerdings nicht ohne am Ende die wahre Namensherkunft zu verraten. So erzählt Kugler augenzwinkernd, dass in Lausheim kein Ungeziefer lauert, Sexau nicht auf Sinnesfreuden verweist und der Titisee kein Paradies für Spanner ist.

BREISSCHAUER

Gruselkrimis und Unheimliches aus Südwest

Zugegeben: nicht so ganz unser Thema. Dennoch: eine ebenso lesenswerte wie kurzweilige Storysammlung für Freunde der  Gruselkrimis und Gespenstergeschichten. Gerade auch, da mit Victor Boden, Helmut Ehls und Michael Tillmann gleich drei Autoren in dieser Anthologie vertreten sind, die unsere Leser aus EXODUS kennen.

Angesiedelt sind alle Geschichten in und um Freiburg, also im Badischen. Und so gehen die 24 Autoren und Autorinnen auf recht unterschiedliche und vielseitige Weise Fragen nach wie »Gibt es in Freiburg Gespenster? Spukt es im Schwarzwald? Treiben böse Geister im lieblichen Südwesten ihr Unwesen?«, so der Buchklappentext weiter:

»Schuldig in 16 Fällen«

Kurzgeschichtensammlung von Arno Behrend

Eine Sammlung von Kurzgeschichten eines Autors, der seit zwanzig Jahren überall dort vertreten ist, wo man als Deutscher Science-Fiction-Kurzgeschichten veröffentlichen kann. Überraschend ist, wie viele Erstveröffentlichungen man in dem Buch findet, noch größer wird die Überraschung, weil gerade darunter ganz hervorragende Texte sind, die man vielleicht sogar als seine besten Arbeiten bezeichnen kann.

(Die eine oder andere davon hätte ich mir auch gut in EXODUS vorstellen können.) Beginnen wir also mit einem Streifzug durch die neuen Geschichten. Besonders spannend inszeniert ist »Der Klang der Posaunen«, in der um unsere Sonne herum eine Dysonsphäre gebaut wird. Lebensraum ohne Ende. Wie es aussieht, versuchen Außerirdische, unbedingt mit uns in Kontakt zu treten, um uns vor gewissen Gefahren dieses Projektes zu warnen. Aber werden die Signale richtig interpretiert? In der Story »Im Feuerkreis« wird eine Welt geschildert, in der es weder für Privatpersonen noch für Firmen Datensicherheit gibt. Jeder kann wirklich alles über jeden anderen erfahren und Privatsphäre hat aufgehört zu existieren. Dann gewinnt jemand in der staatlichen Lotterie eine für gewöhnlich unerschwingliche Firewall. Ein sehr interessantes Essay. In »Bubble-Gum-Express« tritt ein unbekannter Hacker an eine Netz-Designerin heran und behauptet, ihr kürzlich verstorbener Vater sei keineswegs bei einem Unfall ums Leben gekommen. In guter Thriller-Manier geht es spannend weiter.

Neues Sherlock Holmes-Abenteuer

»Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen«

Der Meisterdetektiv gegen Magie und Moriarty.

In diesem London ist alles anders: Der Premierminister heißt James Moriarty, über der Stadt kreisen die Drachen der königlichen Luftwaffe, die Faeriboten zischen durch die Straßen, und im Untergrund treiben die Zwerge aus König Oberons Reich den Bau des Schienennetzes voran. Im East End meuchelt Jack the Ripper außerdem leichte Elfendamen, während seine Sympathisanten offen zur Gewalt gegen alle Feenländer aufrufen.
Die Hauptstadt des Empires ist ein Pulverfass, und ausgerechnet jetzt wird das legendäre Königsmacherschwert Excalibur aus dem British Museum gestohlen!

Sherlock Homes und Dr. John Watson versuchen, die verzauberte Klinge zu finden, damit London zwischen Intrige und Verrat nicht noch tiefer ins Chaos versinkt ...